Eigene Gedichte
An den Tod eines Insektes an meiner Windschutzscheibe (1987)
Wir kleben
an der Außenseite
der Dinge
und verfolgen
die Wandlung
nur zum Teil
halten für tot
was lebendig
und für lebendig
was tot
sind schreiend blind
für das Unsichtbare
Orpheus (1985)
Liebe ist eine Trommel
die spielt ein Betrunkener
mit meinem Herz
bevor er davoneilt
die Vergangenheit zu opfern
um alles zu verlieren
Ich habe nicht den Staub
der gottlosen Gebete geliebt
sondern das Flackern der Flamme
die leer ist vor Tränen
die Wolken zerbrechend
und entbunden
So steh ich vorm
Wächter der Unterwelt
mit leeren Händen
Orpheusgesicht
und brennendem Herz
Nicht drehe ich mich um
Die Oase im Nein
Lass die Vögel an unseren Tränen vorbeifliegen
lass sie nisten in den Spalten der felsigen Jahre
lass sie wachsen wie das Gras und die Hände
und den kurzen Schlaf
lass sie weinen und wissen
warum
Ich spüre den Duft des Springbrunnens
den man nicht zwingt
seine Glut zu bändigen
In der Dämmerung weiden die Synagogen
die Nachzügler der Mattigkeit
und verleugnen den Verfall
Wir aber, auf schamlosen Pferden
lieben das Zerbrechliche
und die Oase im Nein.
Lass die Vögel an unseren Tränen vorbeifliegen
lass sie weinen und wissen
warum.
Spaziergang mit meiner Seele
Nun will ich endlich
mit meiner Seele
einen Spaziergang machen
um zu lachen
Ein kurzer Prozess
meiner Vergangenheit -
Abschied - fast pfeif ich
auf die toten Kleider
und seufze vor Glück
Nun will ich alles hoffen
Das Licht ohne Schatten
Jubel
durchtränke meine Adern
mit Feuer und Liebe –
ein Freudeschrei –
mein innigstes Gebet –
mit Verwundern
seh ich mich
das Leid der Welt betrachten
und
lachen.
Nichts anderes will ich
als mit meiner Seele
spazieren zu gehen
um zu lachen
zu zergehen
Hand in Hand
An einem neuen Morgen
An einem neuen Morgen
Trank ich das Regenbogenlicht
Aus dem Grunde deiner Augen.
Vorbei waren
Die Schatten und die Fragen
Das Gestern und der Trost
Die Nacht und der Traum,
denn der glitzernde Tau
der sich
mit dem Lied von der Krone
auf schweigenden Lippen
dir zu Füßen legte,
flüsterte ins Ohr deines Herzens
von der Freude
des neuen Heute
und der Blume im Herzen der Sonne
die nie mehr verschwindet
und allen Tau auflöst...
In dieser Nacht (1991)
In dieser Nacht
Fand ich
Den Engel des Todes
Erwacht
Neben unserem Bett.
Der Schatten des Paradieses
Warf Strähnen über dein Gesicht.
Ich ergriff deine Hand
Und staunte
Über die Fünfheit deiner Finger.
Wir tasteten uns vor
Zur Botschaft des Augenblicks
Waren umkränzt
Von einem Hauch Gewissheit.
Das Morgenlicht trübte nicht
Deine schmelzende Haut
Als wir
Verfolgt vom Wächter des Erwachens
Flohen – Hüfte an Hüfte
Von Traum zu Traum...
Erst hier
Schien der Tod verschlungen
In den Sieg.
Siebzigmal stöhnten meine Lippen
Sterne aus Licht.
Wir zogen flüsternd
Durch den Minnegesang der Vögel
Am Morgen
Und lauschten...
Wird doch (1998)
Wird doch
Das Herz
Am Ende
Rein sein
Frei von allem Makel
Voller Licht?
Wird das Schlachtfeld
Der Begierden
Verlassen sein
Die Kämpfer müde
Davongegangen vom Heiligen Hain?
Warum nicht
Wie die Sonne
Sich verschenken
Nicht mehr denken
An "Ich" und "Mein"?
Warum nicht
Wie die Sonne
Sich vergessen
Unermessen
Sein im Großen Sein?
Ahnungen sind´s
Starke
Die enthüllen
Schicht um Schicht
Bis das Licht
Dem Innersten
Neue Bahnen bricht:
Wege, die zur Sonne führen
Spiegel, die Wahres berühren
Lösen sich ganz
Auf im Seelenglanz.
Ein Traum
Geträumt vom Lebensbaum
Bin ich.